Rechenzentren sind nicht die einzige Branche, die Abwärme recycelt…

Abwärme ist Energie, die ungenutzt an die Umgebung verloren geht. Obwohl es keine neue Idee ist, dieses Abfallprodukt einzufangen und zu nutzen, kann derzeit beobachtet werden, wie in diesem Bereich weltweit neue, innovative Wege beschritten werden.

Das Verfahren der Abwärmerückgewinnung kann mittels verschiedener Wärmerückgewinnungstechnologien geschehen und kommt bereits seit einigen Jahren in industriellen Anwendungen zum Einsatz. Rechenzentren werden angesichts der Herausforderungen, mit denen sie bei der Kontrolle ihrer Umgebungsbedingungen und der aktiven Verwaltung des Energieverbrauchs ihrer Klimatechnik konfrontiert sind, in diesem Bereich häufig als führend angesehen. Aber sie sind nicht die einzigen, die hier innovativ sind.

Der staatseigene Ölkonzern ADNOC wird bei seiner General Utilities Plant in Ruwais, Abu Dhabi, seine Strom- und Wassererzeugung revolutionieren, indem Wärme, die an dem Standort erzeugt wird, für den Antrieb zwei neuer dampfbetriebener Turbinen verwendet wird. Auf diese Weise können pro Tag zusätzliche 62.400 Kubikmeter destilliertes Wasser und 230 Megawatt (MW) Strom für die Region produziert werden. Das Projekt wird voraussichtlich im Jahr 2023 fertiggestellt sein. Der innovative Bau wird dann die Wärmeeffizienz des Standorts um fast 30 % steigern und die Abhängigkeit vom nationalen Stromnetz verringern, für das eine Versorgung über Hochspannungskabel zum Tragen der Last erforderlich wäre. Das 600 Mio. US-Dollar (700,6 Mio. Euro) teure Projekt bei der General Utilities Plant gilt als wichtig für die kontinuierliche Erweiterung von Ruwais im Rahmen der intelligenten Wachstumsstrategie des Konzerns, um auch weiterhin den gesamten Industriekomplex mit Strom und Wasser versorgen zu können.

Unterdessen hat Smurfit Kappa bei seiner Papierfabrik in Österreich mit Bauarbeiten begonnen, um mit der in der Fabrik erzeugten Abwärme zum Betrieb einer nachhaltigen Fernwärmelösung beizutragen. Die neue Wärmeauskopplungsanlage ist Teil eines Gemeinschaftsprojekts mit der Bioenergie-Gruppe. Die Pläne für die Papierfabrik in Nettingsdorf sehen vor, bis zu 25 MW der im Produktionsprozess erzeugten Wärme aufzufangen und umzuwandeln. Diese Wärme wird in das Fernwärmenetz eingespeist, an das 10.000 Haushalte in Ansfelden angeschlossen sind.

Günter Hochrathner, CEO von Smurfit Kappa Nettingsdorf, kommentierte: „Dieses Projekt ist ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Nachhaltigkeit in unserem Werk in Nettingsdorf. Wir werden die Abwärme auf möglichst umweltfreundliche Weise auffangen, um die Wärmeabgabe an die Umwelt deutlich zu reduzieren. [...] Wir gehen davon aus, dass dadurch die CO2-Emissionen der umliegenden Gemeinde um bis zu 20.000 Tonnen pro Jahr deutlich reduziert werden.“

Jakob Edler, Geschäftsführer der Bioenergie Gruppe, sagte: „Gemeinsam mit Smurfit Kappa können wir Tausende von Haushalten mit einer umweltfreundlichen Energieform versorgen, die die Verbrennung fossiler Brennstoffe überflüssig macht, und dabei eine erhebliche Menge Kohlendioxid einsparen.“

Auch im Bereich Freizeit und Gastgewerbe wird Abwärme auf innovative Weise genutzt: Im schottischen Glasgow wird geplant, die Körperwärme von Besuchern eines Nachtclubs zur Erzeugung von erneuerbarer Energie zu nutzen. Nach einer Machbarkeitsstudie von Townrock Energy zwischen Oktober und November 2020 sollte das „BODYHEAT-Projekt“ im SWG3 erproben, ob Abwärmetechnologie zum Heizen und Kühlen der Veranstaltungsstätte genutzt werden kann. Die Idee ist, dass die Wärmerückgewinnung eine wertvolle Energiequelle darstellt, mit der der Energieverbrauch reduziert werden kann. Abwärme, die von den Besuchern erzeugt wird, wird mit erdgekoppelten Wärmepumpen aufgefangen und gespeichert und anschließend zu verschiedenen Zeiten zum Heizen des Veranstaltungsorts abgerufen.

David Townsend, Gründer von Townrock Energy kommentierte: „Wir sind sehr gespannt, dies auf eine globale Ebene zu bringen […] Wir würden uns freuen, wenn verschiedene Clubs in verschiedenen Städten beginnen würden, darum zu konkurrieren, der umweltfreundlichste Club zu sein, und als Folge davon mehr Kunden anziehen würden. Die derzeitige Generation an Nachtclubgängern ist in Bezug auf den Klimawandel sehr aufgeklärt.“

Der beliebte Veranstaltungsort für Kultur und Musik mit einer Kapazität von 6000 Personen erprobte diese Pläne, um bis 2025 Netto-Null-Emissionen zu erreichen, und hofft, mit diesem Projekt rund 70 Tonnen CO2 pro Jahr einzusparen.

All diese Projekte demonstrieren, wie ungenutzte Energie besser genutzt werden kann und wie erneuerbare Energien und die Stromverteilung maximiert werden können. Wir hoffen, dass dieser Bereich der Energienutzung auch weiterhin wachsen wird.